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Dermatogenetik

Koordinatoren

 

Person
Prof. Dr. Regina C. Betz

 

Institut für Humangenetik

Universitätsklinikum Bonn
Venusberg Campus 1
53127 Bonn

 

Person
Prof. Dr. med. Dr. Judith Fischer

 

Institut für Humangenetik

Universitätsklinikum Freiburg
Breisacher Str. 33
79106 Freiburg i. Br.

Beschreibung der Erkrankungsgruppe

Die Dermatogenetik befasst sich mit den genetischen Ursachen von Erkrankungen aus dem dermatologischen Formenkreis, die in der Regel die Haut und Hautanhangsgebilde (Haare, Zähne, Nägel und bestimmte Drüsen) betreffen. Hierzu zählen die häufigen multifaktoriell verursachten Erkrankungen, wie die Psoriasis, die androgenetische Alopezie und die Alopecia areata, die auf der Seite der multifaktoriellen Erkrankungen gelistet sind, sowie die selteneren Genodermatosen.
Genodermatosen werden in der Regel monogen verursacht (z.B. Ichthyosen, Hypotrichosen, ektodermale Dysplasien, Zahnanlagestörungen oder Hyperpigmentierungsstörungen). Sind mehrere dieser Organsysteme betroffen, spricht man in der Regel von ektodermaler Dysplasie (ED). Alleine bei der ED sind über 200 Formen berichtet.
Genodermatosen können unterschiedlich vererbt sein; dabei kann es sich um eine Mutation in einer Genkopie handeln (autosomal-dominanter Erbgang, X-chromosomal-rezessiver Erbgang) oder Mutationen in beiden Genkopien (autosomal-rezessiver Erbgang). Umgebungsfaktoren haben bei monogen bedingten Genodermatosen praktisch keinen Einfluss auf den Krankheitsausbruch, sie können aber den Phänotyp oder den Verlauf der Krankheit beeinflussen.
Die Identifizierung des ursächlichen Gendefekts spielt eine wichtige Rolle im Verständnis der biologischen Krankheitsmechanismen, sie kann häufig direkt praktische Anwendung in der genetischen Diagnostik finden und in der weiteren Perspektive Grundlage für die Entwicklung neuer Therapien sein. In der humangenetischen Beratung wird Diagnostik zur Diagnosesicherung in die Wege geleitet, über Wiederholungsrisiken informiert, und bei schweren Fällen ggfs. auch eine Pränataldiagnostik angeboten.

 

Forschungsaktivitäten

In der Dermatogenetik ist die Identifizierung des beteiligten Gens/Gendefekts meist das erste Ziel. Die Identifikation eines Gens erlaubt Einblicke in krankheitsrelevante biologische Mechanismen (Ursachenforschung) und die Anwendung in der Diagnostik, meist zur Diagnosesicherung. In der letzten Dekade sind insbesondere durch die Methode der Exomsequenzierung zahlreiche neue Gene als krankheitsverursachend gefunden worden. Somit ist bei einigen Erkrankungen auch eine Subphänotypisierung möglich geworden, die das klinische Spektrum nicht nur erweitert hat, sondern auch eine exaktere Gruppierung einzelner Phänotypen ermöglicht.
Erfreulicherweise sind gerade in der Dermatogenetik in den letzten Jahren erste Therapien bei seltenen Gendefekten erfolgreich angewandt worden. Bei einer Subform der ektodermalen Dysplasie wurde erstmals erfolgreich ein Protein bereits vor der Geburt gegeben, das zur Normalisierung der Schweißdrüsenbildung führt (ohne die Möglichkeit zu schwitzen kann Lebensgefahr für die Betroffenen bestehen) (Schneider et al., 2018). Eine andere Studie zur junktionalen Epidermolysis bullosa (JEB) (eine schwere und oft tödliche verlaufende Erkrankung mit chronischen Wunden an Haut und Schleimhaut), führte bei einem schwerst betroffenen Kind mit autologen transgenen Keratinozytenkulturen zu einer voll funktionsfähigen Epidermis (Hirsch et al., 2017).
Zusammen gefasst beschäftigt sich die Dermatogenetik häufig mit seltenen Erkrankungen, umso wichtiger ist es hier, die entsprechenden Experten zu finden, die als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. 

Krankheitsbilder Ansprechpartner  Kontakt Download
Genodermatosen
(Ichthyosen, palmo-plantare Keratodermien) Psoriasis neutrale Lipidspeichererkrankungen
Prof. Dr. med. Dr. Judith Fischer
Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Freiburg 
email | website
Psoriasis Prof. Dr. UlrikeHüffmeier
Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Erlangen 
email | website
Hypotrichosen/Alopezien Hyperpigmentierungsstörungen Prof. Dr. Regina Betz
Institut für Humangenetik 
Universitätsklinikum Bonn
email | website
Ektodermale Dysplasien, Zahnanlagestörungen
Dr. Axel Bohring
Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Münster 
email | website

 

Literatur

Schneider H, Faschingbauer F, Schuepbach-Mallepell S, Körber I, Wohlfart S, Dick A, Wahlbuhl M, Kowalczyk-Quintas C, Vigolo M, Kirby N, Tannert C, Rompel O, Rascher W, Beckmann MW, Schneider P.: Prenatal Correction of X-Linked Hypohidrotic Ectodermal Dysplasia. N Engl J Med. 378(17):1604-1610, 2018; PMID: 29694819
 
Hirsch T, Rothoeft T, Teig N, Bauer JW, Pellegrini G, De Rosa L, Scaglione D, Reichelt J, Klausegger A, Kneisz D, Romano O, Secone Seconetti A, Contin R, Enzo E, Jurman I, Carulli S, Jacobsen F, Luecke T, Lehnhardt M, Fischer M, Kueckelhaus M, Quaglino D, Morgante M, Bicciato S, Bondanza S, De Luca M.: Regeneration of the entire human epidermis using transgenic stem cells. Nature 551:327-332, 2017; PMID: 29144448